Fachkräftestudie im Sozialbereich

Die Fachkräftesituation im Sozialbereich ist angespannt. Erstmals liegen Daten zu allen Arbeitsfeldern vor. Die Studie, die SAVOIRSOCIAL und SASSA in Auftrag gegeben haben, zeigt die Herausforderungen im Sozialbereich.

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Sind genügend Fachkräfte im Sozialbereich verfügbar? Mit welchen Themen sind Arbeitgebende bei der Personalrekrutierung konfrontiert? Um diese Fragen zu beantworten, hat das Forschungsbüro Interface im Frühsommer 2024 eine schweizweite Online-Umfrage bei den Arbeitgebenden in allen Arbeitsfeldern des Sozialbereichs durchgeführt. Vertiefende Fokusgruppengespräche und Daten aus der öffentlichen Statistik haben die Befragungsergebnisse ergänzt (mehr Infos zum Projekt)

Die Resultate bestätigen die Befürchtungen: Die Lage ist ernst – und wird sich in Zukunft noch verschärfen.

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Resultate

Die wichtigsten Erkenntnisse zur Fachkräftesituation im Sozialbereich 2024 sind nachfolgend in interaktiven Grafiken dargestellt. Ausführlichere Informationen und weitere Ergebnisse finden sich im Schlussbericht und in der Kurzfassung.

Die Mehrheit der Arbeitnehmenden verfügt über eine formale Ausbildung im Sozialbereich

Über 60 Prozent der Mitarbeitenden sind ausgebildete Fachkräfte. Sie verfügen über einen formalen Abschluss in einem sozialen Beruf. Damit ist der Anteil an Personen ohne formalen Abschluss im Sozialbereich im Vergleich zu einer ähnlich gelagerten Studie von 2016 gesunken. Der tiefste Anteil an Fachkräften ist in der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung auszumachen. In diesem Feld arbeiten 40 Prozent der Beschäftigten ohne formalen Abschluss im Sozialbereich.

Gleichmässige Mischung der Abschlussniveaus

Rund die Hälfte der Arbeitnehmenden, die einer beruflichen Tätigkeit im Sozialbereich nachgeht, verfügt über eine Tertiärausbildung. Ein weiterer Drittel verfügt über ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (Sekundarstufe II). Die restlichen Mitarbeitenden sind in Ausbildung oder verfügen über einen anderen oder keinen formalen Abschluss. 

Mitarbeitende in Führungsfunktionen verfügen überwiegend über einen tertiären Abschluss in einem sozialen Beruf.

Die folgenden Grafiken zeigen die unterschiedliche Zusammensetzung der Abschlussniveaus zwischen den Arbeitsfeldern. 

Mehr zu den Unterschieden zwischen den Sprachregionen findet sich im Schlussbericht. Beispielsweise verfügen in der Westschweiz mehr Personen über einen Abschluss auf Tertiärstufe als in der Deutschschweiz.

Höchstes Abschlussniveau der Arbeitnehmenden und Führungspersonen pro Arbeitsfeld, in Prozent

Sek II EBA 0.5 Tertiär B 17.8 1.2 6.2 Anteil Führungspersonen 6.0 5.7 Kind, Jugend Andere/ohne Ausbildung 23.1 Sek II EFZ 35.8 Tertiär A 22.8
Tertiär A 24.0 Sek II EFZ 32.2 Sek II EBA 2.0 Andere/ohne Ausbildung 15.6 Tertiär B 26.2 0.1 4.8 Anteil Führungspersonen 1.3 3.5 Behinderung
Tertiär A 12.9 Sek II EFZ 28.0 Sek II EBA 9.5 Tertiär B 17.7 4.5 Anteil Führungspersonen 2.0 3.4 0.04 Alter Andere/ohne Ausbildung 31.9
Tertiär B 14.8 1.9 Anteil Führungs- personen 1.0 8.7 1.2 Armut Andere/ohne Ausbildung 3.5 Sek II EFZ 24.2 Tertiär A 57.5
Sek II EBA 0.2 Andere/ohne Ausbildung 46.4 Tertiär B 7.2 7.2 0.5 4.8 Tertiär A 37.4 Migration Anteil Führungs- personen Sek II EFZ 8.8
Tertiär A 56.6 Sek II EFZ 12.6 Sek II EBA 2.0 Tertiär B 20.6 2.0 9.3 0.2 8.6 Sucht Anteil Führungs- personen Andere/ohne Ausbildung 8.2
Sek II EFZ 23.0 Tertiär B 8.1 2.7 4.1 9.5 Tertiär A 68.9 Vollzug Anteil Führungs- personen
Tertiär A 68.2 Sek II EFZ 5.5 Sek II EBA 1.0 Andere/ohne Ausbildung 2.8 Tertiär B 22.6 9.1 0.2 1.8 Anderes Anteil Führungs- personen

Überdurchschnittlich viele junge Arbeitnehmende

Auffallend ist der grosse Anteil junger Mitarbeitenden. Rund die Hälfte ist jünger als 37 Jahre und nur 14 Prozent sind älter als 55 Jahre. Besonders stark ausgeprägt ist dies bei Angeboten für die Zielgruppe Kinder und Jugend und bei Angeboten im Bereich Migration und Asyl. 

Am meisten Personen sind in Ausbildung zu einem EFZ

10 Prozent der Mitarbeitenden sind in Ausbildung. Der grösste Teil von ihnen erwirbt ein eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) und zwar am häufigsten bei Anbietern im Bereich Kind und Jugend oder im Bereich Menschen mit Behinderung.

Die Rekrutierung von Fachkräften ist schwierig und anspruchsvoll

60 Prozent der Arbeitgebenden beurteilen die Rekrutierung heute als schwieriger als noch vor zwei Jahren. 

Aktuell können 90 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden, 60 Prozent fristgerecht und mit der gewünschten Qualifikation. Es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Arbeitsfeldern, jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sprachregionen. Das gilt auch für die Besetzung von Führungsfunktionen oder das gewünschte Ausbildungsniveau.

Bei der Stellenbesetzung gehen die Institutionen am häufigsten den Kompromiss ein, dass zwar Personen mit der erforderlichen Qualifikation eingestellt werden, jedoch nicht innerhalb der gewünschten Zeit.

Überdurchschnittlich hohe Fluktuation im Sozialbereich

Die Fluktuationsrate in den befragten Organisationen liegt bei 22 Prozent und somit über dem schweizweiten Durchschnitt von 16 Prozent. 

Nach der Kündigung wechseln die Mitarbeitenden in 60 Prozent der Fälle den Arbeitgeber, 30 Prozent verlassen den Beruf und 10 Prozent gehen in die Nichterwerbstätigkeit. Diese Anteile entsprechen in etwa den Anteilen aus branchenübergreifenden Studien.

Die folgende Grafik zeigt zudem, wie lange die Mitarbeitenden vor der Kündigung im gleichen Betrieb gearbeitet haben. 

Kurze Verweildauer der Mitarbeitenden

40 Prozent der Arbeitnehmenden waren zum Befragungszeitpunkt seit weniger als drei Jahren im befragten Betrieb angestellt. Der Anteil an Mitarbeitenden, die länger als fünf Jahre im selben Betrieb arbeiten, liegt bei nur 38 Prozent und somit deutlich unter dem branchenweiten Durchschnitt von 50 Prozent. In der Grafik werden die Unterschiede zwischen den Arbeitsfeldern deutlich.

Der Bedarf an Fachkräften wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen

60 Prozent der befragten Arbeitgebenden erwarten in den nächsten fünf Jahren einen steigenden Bedarf an Fachkräften, bei den Arbeitgebenden mit Angeboten für Kinder und Jugendliche sind es sogar 75 Prozent. 

Je nach Arbeitsfeld werden verschiedene Gründe für den wachsenden Bedarf genannt. Insgesamt am häufigsten wird die zunehmende Komplexität der Arbeit angegeben, die mehr Fachkräfte erfordert, gefolgt von einer steigenden Nachfrage nach Angeboten. 

Gründe für den zunehmenden Bedarf an Arbeitnehmenden Anderes Migration Sucht Vollzug Behinderungen Kind, Jugend Armut 2 4 2 3 27 22 28 26 34 29 24 Alter 3 3 3 6 29 in Prozent Professio- nalisierung Alterung der Bevölkerung Andere Komplexität der Aufgaben Nachfrage nach besteh. Angeboten Bevölkerungs- wachstum Nachfrage nach neuen Angeboten

Was passiert mit den Resultaten?

Die Studie liefert eine fundierte Grundlage, um griffige Massnahmen abzuleiten. Zu diesem Zweck stellen SAVOIRSOCIAL und SASSA die Resultate für verschiedene Akteur*innen zur Verfügung. Faktenblätter für einzelne Kantone und Arbeitsfelder folgen zu einem späteren Zeitpunkt. 

Ausserdem werden die Ergebnisse in verschiedenen Settings mit den relevanten Stakeholdern vermittelt und diskutiert:

  • Kostenlose online-Präsentation der wichtigsten Ergebnisse (Simultanübersetzung deutsch und französisch): Am 25. Februar 2025, 15:30 - 16:30 Uhr (Teilnahmelink, keine Anmeldung notwendig)
  • Workshops für arbeitsfeldspezifische Diskussionen: Präsentation arbeitsfeldspezifischer Erkenntnisse und Start der Massnahmendebatte mit Stakeholdern (März bis Mai), auf Einladung.
  • Fachkonferenz im September: Gemeinsame Lancierung konkreter Massnahmen für den Sozialbereich, auf Einladung. 

Online-Präsentation der wichtigsten Ergebnisse (Simultanübersetzung deutsch und französisch): Am 25. Februar 2025, 15:30 - 16:30 Uhr, TeilnahmelinkKalendereintrag

Medien

Gerne stehen wir für Interviews oder Gastbeiträge zur Verfügung. 

Kontaktangaben für Medienschaffende:

Jubiläum: 20 Jahre SAVOIRSOCIAL

Seit 20 Jahren engagiert sich SAVOIR­SOCIAL auf nationaler Ebene für die Berufsbildung im Sozialbereich.

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