SAVOIRSOCIAL führt jedes Jahr eine Umfrage durch, um zu erfahren, auf welchem (Um-)Weg die neuen Lernenden FaBe in die berufliche Grundbildung eingestiegen sind. Ziel davon ist es, die Entwicklung der problematischen mehrmonatigen Praktika vor Lehrbeginn FaBe zu verfolgen.
Für das Monitoring werden Lernende FaBe des ersten Lehrjahres danach befragt, was sie zwischen Abschluss der obligatorischen Schule und Lehrbeginn gemacht haben.
Die aktuellste Auswertung zeigt, dass immer noch mehr als ein Drittel der befragten Lernenden vor dem Einstieg in die Lehre ein (meist einjähriges) Praktikum oder sogar mehrere Praktika absolviert haben.
Nachfolgend sind einige Erkenntnisse aus dem Monitoring 2022 grafisch dargestellt. Die Zahlen haben sich im 2023 leicht geändert (leichter Rückgang an vorgängigen Praktika bei den Befragten), die Grundaussagen der Grafiken stimmen jedoch noch immer.
Die detaillierten Monitoring-Berichte aus den Vorjahren finden sich weiter unten.
Ergebnisse aus der Erhebung 2022
Nur 5 von 20 Lernenden beginnen die FaBe-Lehre direkt nach der obligatorischen Schule. Bei den anderen EFZ-Ausbildungen sind es im Durchschnitt 10 von 20 Lernenden.
Einstiegshürde immer noch da
Die Daten 2022 zeigen einen erneuten Rückgang am Anteil der Personen, die vor Beginn der Ausbildung eines oder mehrere – meist einjährige - Praktika absolviert haben. Trotzdem: Das Ziel des Abbaus der Einstiegshürde in die berufliche Grundbildung Fachmann*frau Betreuung in Form von Praktika ist noch nicht erreicht.
Zeit zwischen Schule und Lehre
In allen Fachrichtungen ist die Mehrheit der Lernenden FaBe nicht direkt nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit in die Lehre eingestiegen.
Was haben die Befragten zwischen Ende der obligatorischen Schulzeit und Beginn der Ausbildung zur*zum FaBe gemacht? Praktika sind mit Abstand der häufigste Grund, weshalb jemand nicht direkt in die Lehre als FaBe eingestiegen ist. Andere Gründe sind beispielsweise ein 10. Schuljahr, eine andere Erstausbildung oder eine Kombination davon.
Lange Praktikadauer
Problematisch sind die Praktika vor allem deswegen, weil sie sehr lange dauern. Um einen Einblick in den Beruf zu erhalten oder um zu merken, ob eine Person geeignet ist für die Ausbildung, genügen 1 bis 3 Monate. Unser Monitoring zeigt, dass insbesondere in der Fachrichtung Kinder die Praktika ein Jahr oder sogar länger gedauert haben. In der Fachrichtung Menschen im Alter sind sie deutlich kürzer.
Tiefe Löhne während des Praktikums
Oftmals werden Praktikanten*innen als ungelernte Arbeitskräfte eingesetzt und sind nicht speziell begleitet. Gleichzeitig erhalten sie einen meistens sehr tiefen Praktikumslohn. SAVOIRSOCIAL geht davon aus, dass insbesondere erwachsene Berufsinteressierte oftmals gezwungen sind, aus finanziellen Gründen eine andere Option zu wählen. Damit kann das wichtige Potenzial an Quereinsteigenden im Sozialbereich nicht ausgeschöpft werden.
Es zeigt sich bereits bei den Praktika-Löhnen ein Geschlechtsunterschied:
Warum ein Praktikum?
Die Beweggründe ein Praktikum zu absolvieren, unterscheiden sich zwischen den Fachrichtungen: In der Fachrichtung Kinder wird das Praktikum in zwei Dritteln der Fälle vom Betrieb verlangt, in den Fachrichtungen Menschen mit Beeinträchtigung und Menschen im Alter werden rund die Hälfte der Praktika aus eigenem Wunsch absolviert. Einige haben das Praktikum gemacht, weil sie keine Lehrstelle gefunden haben. Es waren auch Mehrfachnennungen möglich.
Einige der Befragten haben ihren Beweggrund für das Praktikum kommentiert in der Umfrage. Die folgenden Zitate geben einen Einblick (die Namen sind fiktiv):
«Ich habe zuerst ein Praktikum an einer Heilpädagogischen Schule gemacht, weil ich herausfinden wollte, ob ich es wirklich möchte. Und habe noch ein zweites gemacht, weil der Betrieb es so wollte, um mich kennen zu lernen». Marc, 21, FaBe MmB
«Bei unserem Betrieb ist es Pflicht ein Praktikum zu absolvieren». Stefanie, 18-Jahre, FaBe Kin
«J’avais une place d’apprentissage et oui après le Covid ils ont annulé mon contrat». Lea, 17-jährig, FaBe Kin
«J'ai fait une année de stage en garderie et ils on choisit 2 apprentis sur 7 stagaires».
Monique, 21-Jahre, FaBe Kin
«Ich habe 2 Jahre Praktikum gemacht. Die Lehrstelle war schon vergeben, weswegen ich ein Jahr angehängt habe. Mein Betrieb nennt es ein Vorbereitungsjahr. Ich sollte es als Vorbereitung für die Ausbildung machen». Chantal, 17 Jahre, FaBe Kin
Arbeitsfeldwechsel nach dem Praktikum
Einige Lernende haben ihr Praktikum in einem anderen Arbeitsfeld gemacht, als dass sie ihre Lehre absolvieren. Je nach Fachrichtung ist dieser Anteil unterschiedlich hoch.
Aussagekraft und Grenzen des Monitorings
Wir können damit Personen befragen, die sich trotz Praktikum für die Lehre als FaBe entscheiden und eine Lehrstelle gefunden haben. Alle Personen, die wegen des Praktikums auf eine Lehre als FaBe verzichten oder nach dem Praktikum wegen erfolgloser Lehrstellensuche oder aus anderen Gründen das Berufsfeld wechseln, erscheinen nicht in diesem Monitoring.
SAVOIRSOCIAL wird das Monitoring weiterführen und bedarfsgerecht anpassen.
Resultate Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe im Detail
Detaillierte Berichte zum jährlichen Monitoring: Sie gehen auf die Dauer, die Gründe und den Lohn der Praktika ein und zeigen Auswertungen nach Fachrichtung, Geschlecht und Sprachregion auf.
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2022 (pdf)
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2021 (pdf)
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2020 (pdf)
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2019 (pdf)
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2018 (pdf)
- Ergebnisbericht Monitoring Praktika vor Lehrbeginn FaBe 2017 (pdf)